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Das Enneagramm - Was ist das?
Das Enneagramm ist ein faszinierendes Werkzeug, um Persönlichkeit und menschliches Verhalten besser zu verstehen. Es zeigt uns, warum wir so denken, fühlen und handeln, wie wir es tun.
Das Modell basiert auf zwei Dimensionen:
1. Dimension: Instinktive Neigungen (Instinctual Biases): Sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf bestimmte Lebensbereiche.
2. Dimension: Neun Strategien, die beschreiben, wie wir unsere Bedürfnisse erfüllen und mit der Welt interagieren.
Aus der Kombination beider Dimensionen entstehen verschiedene Persönlichkeitstypen. Diese Typen unterscheiden sich in ihrer Grundstruktur stark voneinander – ein häufiger Grund für Spannungen und Konflikte im Alltag. Das Enneagramm bietet dafür klare und nachvollziehbare Erklärungen und hilft uns, uns selbst und andere besser zu verstehen.
Ein Werkzeug zum Verstehen von Persönlichkeit und Verhalten
Dimension 1: Instinktive Neigungen (Instinctual Biases)
Unsere instinktiven Neigungen sind tief verwurzelte Tendenzen, die unbewusst steuern, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten. Sie beeinflussen, welche Aspekte des Lebens wir als besonders wichtig empfinden und wie wir Prioritäten setzen. Dabei geht es nicht um moralische oder ethische Werte, sondern um ganz praktische Alltagsthemen.
Die drei Hauptbereiche der instinktiven Neigungen sind:
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Preserving: Fokus auf Sicherheit, persönliche Ressourcen und Komfort
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Navigating: Fokus auf Beziehungen, soziale Rollen und Gemeinschaft
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Transmitting: Fokus auf Sichtbarkeit, Ausdruck und Weitergabe von Ideen oder Werten
Beispiel:
Eine Mutter mit einer „Preserving“-Neigung sorgt dafür, dass ihr Kind immer gesund isst und sich in einer sicheren Umgebung befindet. Eine Mutter mit einer „Navigating“-Neigung legt mehr Wert darauf, wie ihr Kind in der Klasse integriert ist und welche sozialen Verbindungen es knüpft. Was nicht bedeutet, dass das andere Thema als unwichtig erachtet wird. Doch beide Mütter werden ihre (unbewusste!) Priorisierung in dem von ihr bevorzugten Themenbereich haben, was sich durch ihr Verhalten zeigt, z.B. die Fragen, die sie ihrem Kind oder Lehrerin stellen.
Dimension 2: Neun Strategien
Die zweite Dimension beschreibt unsere grundlegenden Strategien im Umgang mit der Welt. Sie zeigt, WIE wir unsere Bedürfnisse erfüllen und welche Herangehensweisen wir nutzen, um Ziele zu erreichen oder Herausforderungen zu bewältigen. Manche Menschen agieren zurückhaltend und überlegt, andere gehen energiegeladen und direkt voran.
Jede der neun Strategien hat ihre eigenen Stärken und Herausforderungen:
Beispiel:
Eine Mutter mit der Strategie des Typs 2 (Strategie: "sich verbunden zu fühlen"; der Hund im Buch) könnte dazu neigen, sich stark in das Leben ihres Kindes einzubringen – manchmal sogar übermäßig. Eine Mutter mit der Strategie des Typs 5 (Strategie: "sich losgelöst zu fühlen"; der Fuchs im Buch) hingegen hält eher emotionale Distanz und agiert analytisch.
Die Kombination beider Dimensionen
Die Kombination aus instinktiven Neigungen und Strategien prägt unsere Persönlichkeit auf einzigartige Weise. Manchmal ergänzen sich diese beiden Aspekte perfekt; in anderen Fällen wirken sie gegeneinander und machen unser Verhalten komplexer.
Dieses Verständnis hilft uns dabei, unbewusste Muster zu erkennen und somit bewusster zu handeln. Wir lernen, unser Potenzial gezielt zu nutzen und negative Tendenzen auszugleichen – sowohl im Umgang mit uns selbst als auch mit anderen.
Warum ist das Enneagramm besonders für Eltern wertvoll?
Das Enneagramm bietet Eltern eine Möglichkeit, ihre eigenen Reaktionen besser zu verstehen und die Bedürfnisse ihrer Kinder differenzierter wahrzunehmen. Dieses Wissen kann dabei helfen:
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Erziehung bewusster zu gestalten
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Konflikte besser zu lösen
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Eine harmonische Familienatmosphäre zu schaffen
Ein Weg zur Selbstfindung
Das Enneagramm ist kein starres System, das Menschen in Schubladen steckt. Es eröffnet vielmehr einen Weg zur Selbstreflexion und persönlichem Wachstum. Es zeigt nicht nur unsere Herausforderungen auf, sondern auch den Weg zu innerer Stärke und Freiheit.
Ein Blick in die Geschichte des Enneagramms
Das Enneagramm hat eine lange Geschichte:
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Georges I. Gurdjieff (1872–1949) führte das Enneagramm als Symbol in seinem „Vierten Weg“ ein – einem spirituellen System zur inneren Entwicklung des Menschen.
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Claudio Naranjo, ein chilenischer Psychiater, entwickelte in den 1970er Jahren das Enneagramm der Persönlichkeit weiter und verband es mit psychologischen Konzepten.
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Andreas Ebert brachte zusammen mit Richard Rohr das Enneagramm 1989 in den deutschsprachigen Raum. Ihr Buch wurde zum Standardwerk mit über 400.000 verkauften Exemplaren.
Das Enneagramm bleibt bis heute ein kraftvolles Werkzeug für persönliches Wachstum – für Eltern wie auch für alle anderen Menschen auf der Suche nach mehr Verständnis für sich selbst und ihre Mitmenschen.
Das Enneagramm - Ein vielseitiges Werkzeug für Entwicklung
und Verständnis
Das Enneagramm findet heute in zahlreichen Bereichen Anwendung. Es wird in Unternehmen genutzt, um Führungskräfte zu entwickeln, Teamdynamik zu verbessern und die Unternehmenskultur zu stärken. Besonders in der Führungskräfteentwicklung ermöglicht es gezielte Coaching-Ansätze, die individuelle Stärken und Herausforderungen berücksichtigen.
Auch im Bildungsbereich hat das Enneagramm seinen festen Platz. In den Niederlanden wird es seit vielen Jahren erfolgreich in KiTas und Schulen eingesetzt. Es hilft Lehrkräften, Schüler besser zu verstehen, individuelle Stärken zu fördern und das soziale Miteinander zu verbessern. Schüler können durch das Enneagramm ihre eigenen Verhaltensmuster reflektieren und ihre Persönlichkeit weiterentwickeln.
Im Personalmanagement unterstützt das Enneagramm Teamentwicklung und Change-Prozesse. Soziale Einrichtungen, wie z.B. die Caritas, der Arbeiter Samariter Bund oder in Banken z.B. die US-Bank Wells Fargo Bank und Großunternehmen z.B. Airbus, BMW u.a. nutzen es, um Kommunikation und Zusammenarbeit zu optimieren und Mitarbeitende gezielt zu fördern.
Mit seinem tiefen Verständnis für Motivationen und Verhaltensweisen ist das Enneagramm ein wertvolles Werkzeug für nachhaltige Entwicklung – sowohl auf individueller Ebene als auch in großen Organisationen.