Menschen, die die Welt durch die unschuldigen Augen eines Kindes betrachten können, leben in natürlicher Ehrfurcht und in Respekt gegenüber dem Wunder der göttlichen Schöpfung und erfreuen sich ihrer Existenz.
OM C. Parkin
Vom verletzten Kind zum bewussten Elternteil:
Die transformative Kraft des Enneagramms
Eltern zu werden, ist eine tiefgreifende Erfahrung, die viele von uns in das Erwachsensein katapultiert – oder zumindest scheint es so. Doch in Wirklichkeit bedeutet das Eintreten in die Elternrolle nicht, dass unsere jungen Persönlichkeitsanteile, viele sagen dazu das “innere Kind”, plötzlich über Nacht erwachsen wird. Stattdessen kann dieser Übergang noch mehr innere Spannung und Verwirrung hervorrufen, da wir glauben, nun zu 100 % in die Elternrolle gehen zu müssen. Es ist wichtig, zu erkennen, dass das sogenannte verletzte innere Kind in uns Heilung und liebevolle Zuwendung braucht, um eine wahrhaft erwachsene und erfüllte Elternschaft zu leben.
Das verletzte Kind – Heilung frühkindlicher Traumata
Viele von uns erfahren bereits früh im Leben schmerzhafte Begrenzungen durch Kritik, Zurückweisung oder physische und psychische Bedrohungen. Der freie und unschuldige Ausdruck unseres Selbst wird dadurch erstmals „korrigiert“. Wir beginnen, das Lebendige in uns zurückzuhalten, passen uns an und werden „brav“. Dies führt dazu, dass wir uns zunehmend „falsch“ fühlen. Ein inneres Wertesystem entsteht, das sich im Verborgenen entwickelt und von Angst, Ohnmacht und Wertlosigkeit genährt wird. Auf dieser Schattenseite unserer inneren Welt herrscht ein Mangel an Liebe, Anerkennung, Erfüllung und Empathie.
Die Bedeutung einer liebevollen, erwachsenen Haltung
Die Rückkehr zu dieser ursprünglichen Lebendigkeit erfolgt durch das Aufsuchen und Anerkennen der "braven" Facetten von damals. Behutsam und verständnisvoll integrieren wir diese frühen, verletzten Anteile in unser heutiges Leben. Sie wollen angenommen werden und benötigen Zeit zum Wachsen und Heranreifen. Wenn dieser Heilungsprozess stattfindet, kann sich unser Wesenskern, unsere Seele, wieder durch mehr Lebensfreude, Lebendigkeit und Individualität ausdrücken. Wir trauen uns immer mehr, ganz wir selbst zu sein! So sind wir in der Lage, die Vergangenheit hinter uns zu lassen und uns dem Hier und Jetzt zu widmen, um das Glück des eigenen Seins neu zu erfahren.
Die nicht entwickelte Seiten
Die früh empfundene Bedrohung verstärkt und verzerrt unser Bedürfnis nach Sicherheit. Unsere Beziehungen und der Alltag sollen berechenbar und kontrollierbar sein. Kindliche, wenig gereifte Anteile treffen Entscheidungen, die auf damaligen Erfahrungen basieren und nur ein Ziel verfolgen: Schutz vor Verletzung. Wir interpretieren, beurteilen und entscheiden aus der Perspektive des damals verletzten Kindes, nicht als die Erwachsenen, die wir heute sind. Daher geraten wir früher oder später immer wieder in unsere persönlichen situationsbedingten negativen Wiederholungsschleifen und verstehen nicht, warum das so ist. Wir fühlen uns als Opfer unseres Partners, unseres Chefs, unserer Nachbarn etc. oder des Lebens selbst. Über die Jahre haben wir Muster entwickelt, die zwar funktionieren, aber immer die gleichen Sollbruchstellen aufweisen. Diese Muster hinterfragen wir nicht, da uns Alternativen zu diesen Abwehrmechanismen fehlen. Das Resultat ist, dass wir uns missverstanden und unglücklich fühlen.
Reife, Wachstum und Erkenntnis
Erwachsen zu sein bedeutet, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen, im Alltag gelassen damit umzugehen und das eigene Potenzial dort einzusetzen, wo es Früchte trägt. Voraussetzung dafür ist die Heilung der kindlichen Anteile, die noch nicht heranwachsen und reifen konnten. Ohne das Erforschen und urteilsfreie Verstehen dieser Muster bleiben die Tore zur vollen Entfaltung unserer Persönlichkeit verschlossen. Wachstum und Entwicklung können nur begrenzt stattfinden. Öffnen wir jedoch diese Tore, ermöglichen wir uns die Heimkehr zu uns selbst, zu unserem inneren Zuhause, zu Selbstbestimmtheit und persönlichem Glück.
Fazit
Eltern zu werden ist eine enorme Herausforderung, die uns mit unseren eigenen inneren Wunden konfrontiert. Der Glaube, sofort und vollständig in die Elternrolle schlüpfen zu müssen, erzeugt Druck und Stress. Stattdessen sollten wir uns selbst mit Mitgefühl begegnen und den Problemen, die im Familienleben auftreten, auf den Grund gehen, anstatt nur die Symptome zu bekämpfen. So können wir eine authentische und erfüllte Elternschaft leben und gleichzeitig unser wahres, erwachsenes Potenzial entfalten. Indem wir die jüngeren Anteile unserer Persönlichkeit erforschen und verstehen, öffnen wir uns für inneres Wachstum, Lebendigkeit und eine tiefere Verbindung zu uns selbst und unseren Kindern.
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